Ein Film, sein Umfeld und die Folgen

5… Was wurde daraus?

Beurteilungen und Folgen
Auswirkungen auf die deutsche Filmkomödie

Wie bereits erwähnt, war der Film bei seinem Erscheinen ein Erfolg bei Publikum und Presse. Die spätere Beurteilung des Films sieht ihn zunehmend nostalgisch, als Zeitgeist-Film oder Dokument an, oft wird als größter Erfolg des Films seine Auswirkung auf die deutsche Umgangssprache hervorgehoben. 19

Enke erklärt, was fummeln ist. Bis zum zweiten Film („Nicht fummeln Liebling“) hattens dann alle kapiert.

Das Vorhaben, junges und unterhaltendes Kino zu machen wurde im Januar 1968 überschwenglich begrüßt, denn bereits damals galten die „Jungen Deutschen Filme“ bei der Masse der Kinobesucher als anstrengend und das Gegenteil von Unterhaltung. Dem Film wurde, neben dem Darstellerpreis für Werner Enke, ein eigens zusätzlich geschaffener Bundesfilmpreis für Dialoge verliehen, der seitdem an keinen Film mehr vergeben wurde. Als Low Budget-Produktion schaffte es der Film 1968 auf Platz 12 der Erfolgsrangliste [*siehe Anmerkung am Ende des Textes], in einem Jahr, in dem „Die Nichten der Frau Oberst“, die Aufklärungsfilme „Helga“ und „Oswald Kolle: Das Wunder der Liebe“ die ersten drei Listenplätze belegen (Immerhin, aus heutiger Sicht erstaunlich, drei deutsche Filme auf den ersten drei Plätzen und zehn deutschsprachige auf den ersten zwölf!) 20

„Das sicherste Indiz für seine Publikumswirkung ist das Ausmaß, in dem seine Idiomatik in den allgemeinen Sprachschatz eingegangen ist“ (Fischer/Hembus)

Schon 1971, also drei Jahre nach der Premiere heißt es anläßlich einer Retrospektive der „Münchner Welle“: „Die Wirkung von Enkes Sprüchen in „Zur Sache Schätzchen“ ist heute etwa so, als ob man sich Goethes Faust anschaut: lauter geflügelte Worte.“(cra) Und 1978 nennt Ponkie den Film schon „Eine Portion Lebensgefühl im Einmachglas“. 21

Weitere Zeitungsartikel der achtziger Jahre tragen die Überschriften: „Böses Ende“ und „Der alte Schwung ist hin“, beides Zitate aus den Filmen, beides aber auch das Resumee der jeweiligen Kritiker. 22

So wurde beim Wiedersehen May Spils‘ einst vielbelachte Komödie zum Dokument einer Zeit, der man sich mit verschleiertem Blick nähert: weißt du noch?“ (Hauschild)

Insgesamt werden die Filme der „zweiten Welle“ eher im Zusammenhang mit ihrer Zeit betrachtet, kaum als einzelne Werke. Die Regisseure konnten zwar in der einen oder anderen Art weiterarbeiten, das cineastische Interesse richtete sich aber, vorallem nach dem Beginn der Schundfilmwelle, wieder auf die „Kulturfilmer“. 23

Mit einer leisen Ahnung wird schon in der Filmkritik vom April 67 gefragt: „Die Generation der Siebzigerjahre – wie wird sie heißen? Kluge, Kristl, Reitz, Schamoni, Schlöndorff, Spieker, Straub…? Oder Costard, Lemke, Müller, Schilling, Thome, Zihlmann…?“

Wenn man die Namen durchgeht, läßt sich die Frage heute sehr einfach beantworten. Es waren größtenteils doch die Oberhausener, nach Verkündung ihres Manifests zunächst gegenüber den noch Jüngeren ins Hintertreffen gerieten, die sich später durchsetzten und deren Namen heute die Geschichte des deutschen Films ausmachen. 24

In der überarbeiteten Neuauflage des 1979 erstmals erschienenen „Der Film in der Bundesrepublik Deutschland“ von Pflaum/Prinzler aus dem Jahr 1992, das natürlich nicht nur weitere 13 Jahre westdeutsche, sondern nun auch ostdeutsche Filmgeschichte aufzunehmen hatte, fiel der Absatz über die „Neuen Münchner“ den Kürzungen zum Opfer.

Auch ansonsten werden die Lemkes, Spils, Schmidts nicht gerade an erster Stelle genannt, wenn es um deutschen Film der sechziger Jahre geht. Und in nur einem einzigen bekannten Filmbuch ist ein ganzer Artikel dem Duo Spils/Enke gewidmet – im amerikanischen „New German Filmmakers“, immerhin erst von 1984! 25

Hier scheint sich das Vorurteil zu bestätigen, daß die Amerikaner mit Unterhaltung und Erfolg weit weniger Probleme haben, als die Deutschen. Christian Gollub schreibt:“Als May Spils‘ und Werner Enkes ‚Zur Sache Schätzchen‘ in die westdeutsche Filmszene platzte, pendelten die Zuschauer unentschlossen zwischen dem analytischen Jungen Deutschen Film und den erotischen Komödien von Gosov, Schmidt und Verhoeven. Spils empfand die vorausgehenden Gruppenfilme als ‚zu cineastisch und zu künstlerisch‘ und ertrug die selbe Langeweile, von der Schmidt erzählt hatte. Außerdem schloß der soziale und cineastische Aufbruch der späten sechziger Jahre nicht aus, was Spils für eines der vitalsten Elemente des Filmemachens hält: ungetrübte Unterhaltung. ‚Zur Sache Schätzchen‘ versuchte den Brückenschlag zwischen diesen beiden offensichtlich unversöhnlichen Filmlagern.“

Der Höhepunkt der Erotik: Uschi Glas in Unterwäsche (U.G., Rainer Basedow, Werner Enke)

Gollub mutmaßt auch den Grund, weshalb der Film „Zur Sache Schätzchen“ oftmals in falsche Zusammenhänge gebracht wird: Der Titel des Films ist, möglicherweise ironisch gemeint, sexuell spekulativ. Der Film gerät dadurch in den Dunstkreis der Softpornowelle, die im Jahr 1968 begann und mit der die Filme von Spils/Enke nichts gemein haben. Der sexuell eindeutige Inhalt ist minimal, nichteinmal eine weibliche Brust ist zu sehen, Enke nennt später selbst die Filme „total prüde“. (bei Gollub) 26

In dieser Beziehung steht der Film an einem Wendepunkt. die Filmemacher profitierten nämlich vom ersten aktiven Jahr der Filmförderungsanstalt. Referenzförderung nach Publikumserfolg erhielten aber nicht nur sie, sondern eben auch die Filme der 1968 schlagartig einsetzenden Softsexwelle, mit ihren nicht enden wollenden Serien. Was also möglicherweise im Januar 1968 noch eine gewisse Erotik ausstrahlte, nämlich Uschi Glas in Unterwäsche war kurz darauf bereits langweilig. 27

Auch in vielen anderen Punkten markieren die Jahre der Entstehung und Aufführung des Filmes eine Wende:
Im Herbst 1967 wurde die Hochschule für Fernsehen und Film gegründet. Die bis dahin autodidaktisch arbeitenden, sich in Kneipenzirkeln zusammenfindenden Jungfilmer, die für die rege Kurzfilmproduktion der sechziger Jahre verantwortlich waren, werden nun nach und nach von den Studentenfilmen verdrängt, das Spektrum der Filme wird breiter, ist nicht mehr so gruppenbezogen. Durch die Förderung allerdings wird das Auf-die-Beine-Stellen eines Films ein langwieriger Prozeß. Finanzielle Anreize für Kurzfilme verschwinden, und mit Ihnen die kleinen „flexiblen“ Kurzfilme. 28

Und nicht zuletzt ist 68 das Jahr der Studentenunruhen, die Intelligenzia politisiert sich, auch die Filmemacher. 29

Enke sagt, das Polizistenverarschen war damals noch fast was gefährliches, auch wenns nur im Film war (links Schneider, rechts Basedow)

Spils/Enke hatten damit nichts am Hut, auch wenn Ihr Film eine kleine Ode an die Verweigerung ist, politisch war das nicht gemeint. Nach dem Mai 68 war das Verweigern und Polizistenärgern nicht mehr harmlos. Die Zeit hatte sie überholt, das Entlarvende konnte nicht mehr wie unabsichtlich entstehen.

Wie gesagt hatten Spils/Enke durch den großen Erfolg sofort die Möglichkeit, einen zweiten Film zu drehen, „Nicht fummeln, Liebling“. Hierfür erhielten die beiden den Lubitsch-Preis.

In den Jahren 73 und 78 folgten noch weitere Filme, „Hau drauf Kleiner“ und „Wehe wenn Schwarzenbeck kommt“ und 1983 der letzte, „Mit mir nicht, du Knallkopf“, nach drei Tagen aus den Kinos zurückgezogen. 30

„Der Film („Zur Sache Schätzchen“) hängt an uns, wie eine schwere Hypothek. Immer wieder werden wir an ihm gemessen. Dabei glaube ich, daß der Film heute garnicht mehr so komisch wirkt, wie damals.“ (Enke zitiert von B.L.) 31

Es ist ruhig geworden um die beiden, seit über zehn Jahren haben sie keinen Film gemacht. Nach eigenen Angaben schreiben beide an Drehbüchern, leben von den Tantiemen, die ihre ersten vier Filme nach wie vor abwerfen. Die beiden anderen Stars des Films arbeiten, wie so viele, inzwischen fürs Fernsehen – Uschi Glas mittlerweile fürs private Sat1 sogar als Autorin und Darstellerin in Personalunion und finanziell ungeheuer erfolgreich, Henry van Lyck nach Anlaufschwierigkeiten als Darsteller in vielen Serien und Fernsehspielen. 32 Spils/Enke wollten ihre Filme eigentlich nur fürs Kino machen. Doch nach dem Mißerfolg des letzten Kinofilms scheint sich May Spils wohl auch nicht mehr sicher. „Wenn ich ein gutes Angebot erhalte, werde ich es annehmen.“(bei Borngässer)

Enke will einen neuen Kinofilm machen, „klar eine Komödie, wenn ich die nicht schaff‘, schaff‘ ich gar nix mehr.“ (bei Nitzke) und 1992, drei Jahre später:“Ich mach nicht ständig was, sondern mehr wenig. Und das selten. aber dafür gründlich. Also letzte Nacht hab‘ ich an einem neuen Drehbuch gearbeitet. Ergebnis: Eine leere Seite. Morgen werden es vielleicht zwei. Wissen Sie, ich hab keine hohe kommerzielle Energie.“ (Stern)

Es scheint also wahr zu sein, was Georg Seeßlen 1991 geschrieben hat: „Dabei ist offenkundig Enke einer, der wenigen,die diese Philosophie durchaus ernst genommen haben; er ist, pathetisch gesagt, vielleicht einer der Überlebenden des Neuen Deutschen Films.“ 33

Dabei hat die Haltung der Filme durchaus auch überlebt, hat Nachahmer gefunden. Nicht nur das Vorhaben, „die Langeweile aus den Kinos zu vertreiben“, Unterhaltung machen zu wollen trat als Wunsch wieder deutlich in den Vordergrund, auch das Sujet des Nichtstuers, des „Tagediebs“ wird – in zeitgemäße Form gebracht – immer wieder aufgegriffen.

Es soll hier auf drei deutsche Filmkomödien der Jahre 1981, ’86 und ’89 hingewiesen werden, die Elemente von „Zur Sache Schätzchen“ geerbt haben [*siehe Anmerkung am Ende des Textes].

In „Jede Menge Kohle“ von Adolf Winkelmann steigt einer aus (auch wortwörtlich: aus dem Pütt) und lernt eine junge Frau kennen. Wohl mit dem Fummel-Faust „Zur Sache…“ im Hinterkopf klopft er zusammen mit den anderen Figuren dann den Film über Sprüche („Mach fertig!“), gibt sich – obwohl er verschiedene Jobs annimmt – arbeitsscheu und antibürgerlich, fragt seine Freundin, ob sie ihn wohl ernähren kann, macht Kreuze an die Wand und zerlegt am Ende seine Wohnung in Einzelteile. Wie in „Zur Sache…“ richtet sich die Zerstörung nicht gegen die Gesellschaft, sondern, im Erkenntnis- und Freiheitsdrang, gegen sich selbst.

„Männer“ von Doris Dorrie ist auch ein Film einer Frau über zwei Männer. Auch er ein Low-Budget-Film mit Überraschungserfolg, auch bei ihm hieß es, daß endlich die leichte Komödie (verbunden mit typengenauer Milieubeobachtung) in den deutschen Film zurückgekehrt sei. Und auch hier wiederauftauchende Elemente: der „Verweigerer“, zeitgemäß als Szene-Künstler, der lieber in der Frittenbude arbeitet, als Kommerz zu machen, der andere Mann, sein Freund, der ihn überredet aus dem Bett aufzustehen und zu arbeiten, Männerphilosophie und – eine Haarschneideszene.

Im jüngsten Beispiel, dem „Spieler“ von Dominik Graf wohnen zwei Männer zusammen, der „Tagedieb“ ist der Protagonist, der andere schafft sporadisch das Geld heran. Wiederum Männerphilosophie, wie in „Zur Sache…“ ist der Ansprechpartner hier meistens die Frau, die mehr im Leben zu stehen scheint, als die Männer, die Geld und Zeit mit Spielen und Nichtstun vertändeln.

Man merkt: „Zur Sache, Schätzchen“ wirkt bis heute nicht nur auf die Umgangssprache, sondern auch auf die deutsche Filmkomödie ein. Damals von Publikum und Kritik gleichermaßen begrüßt, ist die Beurteilung heute äußerst unterschiedlich, beziehungsweise findet gar nicht mehr statt, da dieser kurze Abschnitt der deutschen Filmgeschichte in den entsprechenden Büchern nicht mehr berücksichtigt wird. Trotzdem ist der Film nicht nur als Zeitdokument zu verstehen, sondern bleibt ein Klassiker der Filmkomödie, der vorallem mit seinem Sprachwitz immer noch bestehen kann.

Ich persönlich hoffe zum einen, daß der Film endlich in die Ruhmeshallen der deutschen Filmgeschichte vordringt und zum anderen, daß Spils/Enke ein Comeback erleben, das in Qualität und Erfolg an ihr Frühwerk anknüpfen kann.

 

*Anmerkungen nach Abschluss der Arbeit

1) Der Erfolg des Filmes an den Kinokassen

Enke wies mich seit der Lektüre meiner Arbeit immer wieder darauf hin, dass der zwölfte Rang in der Besucherauswertung der Filme des Jahres 1968 nicht stimmen kann. „Zur Sache…“ hatte nach seiner Premiere im Januar einen derart fulminanten Publikumserfolg, dass man in jedem Falle eine höhere Platzierung erwarten würde. Offensichtlich haben die zugrundegelegten Statistiken genau die Probleme, wie sie über einen längeren Zeitraum unveränderte Zählsysteme -auch heutzutage noch- systemimmanent mit sich bringen: sie bilden den Zuspruch des Publikums irgendwann nicht mehr vollständig ab.
Der Film startete sicherlich zunächst mit wenigen Kopien und wahrscheinlich nicht in den großen, statistisch relevanten Lichtspielhäusern. Er gewann nach und nach durch Presseberichte und Mund-zu-Mund-Propaganda an Schwung, in manchen Kinos lief der Film monatelang, einzelne Kopien tatsächlich wohl jahrelang. Mutmaßen könnte man auch, dass damals die jungen, unerfahrenen Filmemacher im Erfolgsrausch nicht auf eine korrekte Abrechnung der Ticketverkäufe geachtet haben…
Es gibt allerdings immer wieder Bestrebungen, eine „wahre“ Liste der erfolgreichsten deutschen Filme zu erstellen. Bei Inside Kino wird „Zur Sache…“ mit 6,5 Millionen Besuchern zum achterfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten.

2) noch mehr popkulturelle Nachwirkungen

Aber auch abseits von Zahlen hat sich mein Wunsch von 1994, der Film möge endlich quasi auch „kulturell anerkannt“ werden, mehr als erfüllt.
Ein Jahr später brachte Christopher Roth sein „Looosers!“ in die Kinos, ein weiteres Beispiel, wie „Zur Sache…“ weiterhin auf die deutsche Filmkomödie einwirkt. Oliver Korittke und Bernd Michael Lade geben das Enke/vanLyck-artige Freundespaar, es gibt auch einen „Block“, natürlich schöne Frauen und die beiden (werbe-)texten sich kongenial durchs Weichbild Münchens. Nach Roths Aussage darf der Film durchaus als implizite Hommage an Enke und Spils verstanden werden. 34
„Zur Sache…“ war in der Hipster-, bzw. „Slacker“-Szene angekommen. Die deutsche Band „Painting by Numbers“ widmete Werner Enke bereits 1989 ein Lied. Ein Kurzfilm der HFF München aus den Neunzigerjahren baute den Film als „Kulisse“ im Autokino ein. Im Buch „Slam! Poetry“ wurde Enke 1996 als der „Parade-Slacker“ bezeichnet 35, die im selben Buch gefeaturete Hamburger Band Tocotronic lobte, dem Vernehmen nach, bei ihren Münchner Konzerten die Stadt auch regelmäßig dafür, Werner Enke hervorgebracht zu haben. 36

Der Begriff wurde 1991 ja gleichfalls durch einen Sommer-in-der-Stadt-Film, „Slacker“ eben, von Richard Linklater geprägt, die Wurzeln des phänotypischen Herumhängers reichen aber auch in den USA ein paar Jahrzehnte zurück. Man könnte sagen: was den amerikanischen Original-Slackern ihr Holden Caulfield aus dem „Fänger im Roggen“, das wurde den deutschen Slackern ihr Martin aus „Schätzchen“ mit dem Pluspunkt, dass es ihn in Form von Enke wirklich gibt…

Dieser wiederentdeckte Enke wurde denn um die Jahrtausendwende auch fleissig in diversen Underground-Filmzirkeln herumgereicht, zeigte seine Kurzfilme u.a. in Hamburg und seine Daumenkino-Strichmännchen z.B. auf dem Overhead-Projektor im Atomic Cafe in München.
2003 brachte Enke diese Strichmännchen dann als Buch unter dem Titel „Es wird böse enden“ bei Kunstmann heraus. Nach seiner Aussage ist die hier erzählte Geschichte jener Film in Papierform, zu dem ihm in den letzten Jahrzehnten die Energie fehlte.
Im selben Jahr kommen gleich zwei Filme in die Kinos, die das Erbe von „Schätzchen“ weitertragen! In „Herr Lehmann“ nach dem Buch von Sven Regener wiederum die bekannte Konstellation aus zwei Jungs, die sich durchs Leben lavieren. Das Freibad gibt auch hier eine prima Kulisse, um den Nachmittag zu vertändeln und Frauen kennenzulernen, bevor man sich zusammen die Nacht in der Kneipe um die Ohren schlägt. 37
In „Liegen lernen“ des DFFB-Absolventen Hendrik Handloegten ist der „Schätzchen“-Bezug explizit:
„Nicht ohne Grund läuft hier gleich mehrmals May Spils‘ Zur Sache Schätzchen im Fernsehen. Helmut ist zweifellos ein Verwandter von Werner Enkes Schwabinger Tagedieb, aber zugleich illustriert er dessen immer wieder geäußertes Menetekel: „Es wird böse enden.“ Die 80er-Jahre und in ihrer Folge die 90er-Jahre haben das wahrhaft böse Ende der Aufbrüche und Hoffnungen gebracht, die in den späten 60er-Jahren so verlockend waren. „ (Sascha Westphal)
Die Autorin und Fernsehmoderatorin Else Buschheuer schreibt in ihrem Buch von 2012 „Verrückt bleiben!“, dass „der Film ihr tatsächlich immer wieder Hoffnung bringt: „Für mich wäre das ‚Zur Sache, Schätzchen‘, der hilft mir immer. Der Film ist auf illusionslose Weise lustig, er ist intelligent, aber nicht oberschlau, er ist sexy, aber frei von Kitsch.“

Aktuellstes Beispiel ist der Film „Oh Boy“ von Jan-Ole Gerster. Wie „Schätzchen“ ein Erstling aus der Szene-Stadt, in unzeitgemäßem Schwarzweiß gedreht. Wie „Schätzchen“ ein Überraschungserfolg, mit Bundesfilmpreisen überhäuft. Zum Inhalt wird im Interview im Oh-Boy-Presseheft dem Regisseur die erfreuliche Frage gestellt:

„Und „Zur Sache Schätzchen“ von May Spils? Auch ein Debütfilm mit passivem Helden, ebenfalls in
die Komödienrichtung…
[Jan-Ole Gerster:] Den Film habe ich zum ersten Mal leider erst nach den Dreharbeiten gesehen. Ich sage leider, weil er mich im Entstehungsprozess sicher bekräftigt hätte. Ein sehr schöner Film. Werner Enke ist großartig.“

Dem ist ja nun nichts mehr hinzuzufügen!